2021 — Was für ein Jahr? Anstren­gend, bewe­gend, moti­vie­rend und trotz­dem trau­rig und frus­trie­rend. Das zwei­te Jahr in einer Pan­de­mie hat es in sich gehabt. Es gab Hel­den und es gab Ver­lie­rer. Dabei den­ke ich an medi­zi­ni­sches und Pfle­ge­per­so­nal, Leh­rer, Feu­er­wehr, Sozi­al­ar­bei­ter und Poli­zis­ten. Men­schen, deren Job es ist, ande­ren Per­so­nen zu hel­fen, nicht nur, weil es ihr Beruf ist, son­dern auch, weil es ihre Beru­fung ist. Vie­le die­ser fan­tas­ti­schen Men­schen sind für den Not­fall trai­niert und wenn sie 

geru­fen wer­den, dann sind sie stets bereit gegen einen unsicht­ba­ren Feind zu kämp­fen. Wir dür­fen auch nicht das Per­so­nal im Dienst­leis­tungs­be­reich ver­ges­sen. Jeder Super­markt-Kas­sie­re­rin oder Fri­seu­rin, jeder Taxi- oder Bus­fah­rer, jeder LKW-Fah­rer oder Putz­kraft, ja die Lis­te könn­te end­los fort­ge­setzt wer­den. Die­se Men­schen haben Tag für Tag, Woche für Woche und Monat für Monat durch­ge­hal­ten und uns am Leben gehal­ten. Und sie geben nicht auf, sie tun es heu­te noch.



Sind wir dank­bar? Ja, ver­dammt noch mal, das sind wir und wir soll­ten uns vor ihnen ver­nei­gen. Vie­len die­ser Men­schen ist es viel­leicht gar nicht bewusst, aber sie ver­brin­gen Hel­den­haf­tes. Sie arbei­ten oft­mals über ihre phy­si­schen und geis­ti­gen Kräf­te hin­aus, sie gehen bis an die Gren­zen der Erschöp­fung, Gren­zen des Ver­ständ­nis­ses und Gren­zen der Angst und wer­den wäh­rend­des­sen von Impf­geg­nern beschimpft und atta­ckiert. Das sind die Tücken einer Pan­de­mie, alles wird auf nur weni­gen Schul­tern aus­ge­tra­gen, vie­le hal­ten sich für Exper­ten, aber nur weni­ge sind wirk­lich wel­che und alle tap­pen im Dun­keln. Es ist ein gigan­ti­sches „Lear­ning by doing“-Projekt und jeder gibt sein Bestes. 

Wäh­rend­des­sen haben wir alle ler­nen müs­sen zu ver­zich­ten. Doch es gab kei­ne ande­re Mög­lich­keit, wenn man welt­weit gegen einen so aggres­si­ven Virus zu kämp­fen hat. Doch vie­le Men­schen ver­ste­hen das nicht. Wir haben ver­zich­tet, haben Rück­sicht und Soli­da­ri­tät bewie­sen. Wir alle seh­nen uns in die Zeit vor Coro­na zurück, aber bes­ser ist es, wenn wir nach vor­ne schau­en. Wie kön­nen wir Wirt­schaft, Umwelt und den Kli­ma­wan­del im Ein­klang brin­gen? Wie kön­nen wir in Zukunft eine neue Pan­de­mie ver­hin­dern? Wie kön­nen wir die Schwa­chen schüt­zen und die, die uns hel­fen, unterstützen?

Alle schimp­fen auf die Poli­ti­ker und es gibt sicher­lich manch­mal auch Grün­de dafür. Die soge­nann­te schwar­ze 0 hat sie in einen „Spar­wahn“ ver­setzt. Sie haben die Ver­sor­gungs­diens­te und das Gesund­heits­sys­tem run­ter­ge­fah­ren und sie haben gezockt. Aber dann kam die Pan­de­mie. Auf ein­mal wur­den die Berufs­grup­pen sys­tem­re­le­vant, die über Jah­re hin wegen der Kür­zun­gen gelit­ten haben. Wegen der bra­vou­rö­sen Arbeit die­ser Men­schen müs­sen Poli­ti­ker, die jenes mit­zu­ver­ant­wor­ten haben, ein schlech­tes Gewis­sen haben. Ob die Poli­tik in der Zukunft wie­der so schnell beim Kür­zen sein wird, wer­den wir sehen. Ich ver­mu­te, sie haben etwas aus die­ser Zeit gelernt, die Fra­ge ist nur, ob die­se Erfah­rung auch dau­er­haft Wir­kung zeigt. 

Ich möch­te an die­ser Stel­le für die ver­ant­wort­li­chen Poli­ti­ker aber auch Ver­ständ­nis zei­gen. Von null auf hun­dert mit Schutz­klei­dung und Mas­ken, mit Impf­stof­fen und Sofort­hil­fe zu kom­men, war sicher­lich eine Mam­mut­auf­ga­be. All das in einer Zeit, in der kei­ner nur angren­zend ahn­te, was die­ser neue Virus ver­ur­sa­chen wird. In die­ser Situa­ti­on waren Feh­ler nicht zu ver­mei­den und vor­pro­gram­miert. Zu früh war genau­so schlimm wie zu spät. Es konn­te dabei kei­ne wirk­li­chen Gewin­ner geben. Im Nach­hin­ein sieht vie­les ein­fa­cher aus. Aber ich bin froh, dass ich hier­bei kei­ne maß­geb­li­chen Ent­schei­dun­gen tref­fen musste.

Bun­des­tags­wah­len von his­to­ri­scher Dimen­si­on hat es in der Deut­schen Geschich­te immer wie­der gege­ben. Wohl kei­ne hat die­sen Namen aller­dings so wie die jüngs­te ver­dient: Mit noch 13 % Stimm­an­teil sah die Welt bit­ter für die SPD aus. So stand der Wahl­aus­gang für die noch vor Kur­zem für schier unmög­lich gehal­te­ne Wie­der­auf­er­ste­hung, oder genau­er gesagt: für ihre Wie­der­erwe­ckung unse­rer Par­tei noch unter einem schlech­ten Stern, so hat das Ver­spie­len der bis­her ein­zig­ar­ti­gen Macht­po­si­ti­on der CDU/CSU für das Ende der schwar­zen Mer­kel-Repu­blik, in der sich alles um die Uni­on als das Zen­trum der Macht dreh­te, dafür gesorgt, dass die Ster­ne neu geord­net wurden.

Die vie­len Mona­te der Coro­na-Beschrän­kun­gen haben die Gesell­schaft auf­ge­wühlt — und eini­ge pre­kä­re Ver­hält­nis­se offen­ge­legt, die zwar schon lan­ge währ­ten, aber bis dato kaum jeman­dem wirk­lich auf­ge­fal­len sind. So blie­ben z.B. die gro­ßen Dis­kus­sio­nen über die Rol­le der Frau, den Pfle­ge­not­stand oder die Arbeits­be­din­gun­gen in deut­schen Schlacht­hö­fen in den ver­gan­ge­nen Jah­ren aus. Wir von der SPD haben die­ses zu unse­rem The­ma gemacht und haben die Fin­ger in die Wun­den gelegt. Die Wäh­ler haben die­ses gehört und uns ernst genom­men. Wir wur­den dafür mit ihrem Ver­trau­en belohnt. So konn­ten wir wie Phö­nix aus der Asche wie­der auferstehen. 

Die­se Wahl kennt einen Gewin­ner, die deut­sche Sozi­al­de­mo­kra­tie. Wir haben einen lei­den­schaft­li­chen Wahl­kampf geführt und wur­den mit einer neu­en Bür­ger­meis­te­rin und einem neu­en Samt­ge­mein­de­bür­ger­meis­ter belohnt. Wir sind die größ­te Frak­ti­on und haben vie­le jun­ge Men­schen im Rat. Dass unse­re Frak­ti­on auch pari­tä­tisch auf­ge­stellt ist, setzt einen wei­te­ren Mei­len­stein in der Qua­ken­brü­cker Kom­mu­nal­po­li­tik. Dass wir all das errei­chen konn­ten, haben wir Euch zu ver­dan­ken. Ihr alle habt dazu bei­getra­gen und wir im Vor­stand sind sehr stolz auf Euch. 

Was ändert sich jetzt in Quakenbrück? 

Vie­les wird anders betrach­tet. Wir wer­den mehr grü­ne Aspek­te ein­brin­gen, wir wer­den uns noch inten­si­ver um die Inte­gra­ti­on küm­mern und wir wer­den schwie­ri­ge The­men ange­hen: Bahn­bra­che, Til­si­ter­stra­ße, Müh­len­hof, Kynast, Lan­ge­stra­ße, Wirt­schafts­för­de­rung, Tou­ris­mus, usw. Es gibt eine lan­ge Lis­te. Das alles kann nur funk­tio­nie­ren, wenn wir zusam­men­hal­ten und gemein­sam das The­ma Kom­mu­nal­po­li­tik ange­hen. Ich habe gro­ßen Respekt vor allen Men­schen, die sich für die Kom­mu­nen auf­stel­len, um Poli­tik mit­zu­ge­stal­ten. Dabei spre­che ich für alle Par­tei­en im Rat. Wir haben in den letz­ten Jah­ren einen Umgang, der sich freund­lich, respekt­voll und ver­trau­ens­voll beschrei­ben lässt, auf­ge­baut. Dabei haben wir auch manch­mal ande­re Posi­tio­nen ver­tei­digt, den­noch haben wir nie die Gele­gen­heit ver­säumt, dar­über zu spre­chen und den Kom­pro­miss zu suchen. 

Ich glau­be, dass das der Schlüs­sel zum Erfolg ist: Zuhö­ren, ver­ste­hen und han­deln. Wir haben nicht immer recht, wir kön­nen ler­nen und wir kön­nen unse­re Mei­nun­gen ver­än­dern. Zum Bei­spiel bei dem The­ma Umwelt: Hier war die SPD immer sehr zurück­hal­tend und gera­de­zu lang­sam. Aber wir wer­den in Zukunft kei­ne Anträ­ge mehr ohne Umwelt­aus­wir­kun­gen und Kon­se­quen­zen durch­win­ken. Dafür ist der Kli­ma­wan­del viel zu weit fortgeschritten.

Vie­le Men­schen in Deutsch­land sind mit der Poli­tik unzu­frie­den, dazu gehö­ren haupt­säch­lich Quer­den­ker und AfD-Anhän­ger. Wir soll­ten uns alle gemein­sam dar­um küm­mern, dass unse­re Saat von Rechts­extre­mis­mus und Quer­den­kern wei­test­ge­hend ver­schont bleibt. Wir sind Sozi­al-Demo­kra­ten, Frei­heit, Gleich­heit, Soli­da­ri­tät und Gerech­tig­keit sind unse­re Grund­wer­te. Die­se uni­ver­sel­len Wer­te gehö­ren zusam­men und zu uns. Wir müs­sen die Schwa­chen schüt­zen, die Armut bekämp­fen, die Kran­ken pfle­gen und die Aus­län­der inte­grie­ren. Genau das ist unse­re DNA. Wir wol­len kei­ne Auf­tei­lung des Lan­des zulas­sen. Wir müs­sen uns vehe­ment gegen Lügen und Pro­pa­gan­da stel­len. Ich ken­ne kei­ne bes­se­re Par­tei als die SPD, um die­se Zie­le errei­chen zu kön­nen. Bleibt am Gesche­hen und bringt Euch auch wei­ter­hin ein. Helft uns gute Ent­schei­dun­gen zu tref­fen. Gestal­tet Eure Stadt, macht mit. 

Am Ende des Jah­res möch­te ich mich bei Euch allen für Euren uner­müd­li­chen Ein­satz und das Inter­es­se an der Poli­tik der Sozi­al­de­mo­kra­ten bedan­ken und einen erfolg­rei­chen Start ins neue Jahr 2022 wün­schen.

Bleibt uns gewo­gen, um im nächs­ten Jahr die Wei­chen für eine sozi­al gerech­te und soli­da­ri­sche Gesell­schaft zu stellen. 

Herz­li­che Grüße

Bob Gid­dens

   

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